Die gute Nachricht: Das Erwachen der Menschheit steht bevor.
Die schlechte: Man merkt noch nichts.
Oder doch?
Was bedeutet Erwachen?
Der Prozess des Erwachens lässt uns an unseren bisherigen Lieblingswahrheiten zweifeln, die lange Zeit erfolgreich die Erkenntnis verhinderten, dass uns Glück und Freiheit zustehen. Den meisten Menschen ist tatsächlich nicht bewusst, dass sie eigentlich unglücklich sind - aufgrund der beliebten Taktik des Verdrängens. Ein erwachender Mensch wird für solche zur Plage, in dem er hinterfragt und sich auf die Suche nach einer Lösung macht, zu der es für die meisten gar kein Problem gibt.
Sehr oft rüttelt ein Schicksalsschlag in Form einer schweren Erkrankung oder eines großen Verlustes an den inneren Mauern. Das Leben muss erst eine Erschütterung erfahren und in Angst und Schrecken versetzen, bevor sich die Menschen ernsthaft Gedanken darüber machen.
Corona könnte hier Wunder bewirken, denn ein größeres weltweites Aus-der-Komfortzone-Kicken haben wir noch nie erlebt.
„Wir sind ein Volk konsumierender Wesen, deren bestimmende Merkmale heißen: Unbewusstheit, Routine, Unzufriedenheit, Verurteilung unserer selbst und anderer, Konkurrenzdenken samt Neid und Eifersucht sowie Angst, Angst und nochmals Angst. Diese Jahre, die mit Schwäche, Chaos, Ängsten, Depressionen, Süchten, Krankheiten und oft mit Geldmangel einhergehen, sind eine zutiefst segensreiche Zeit, denn sie können die Neugeburt des Menschen einleiten. Es ist die eigentliche Geburt des Menschen als selbstbewusstes, selbstbestimmtes, aufgewachtes, liebendes und dankbares Wesen. Dies ist die eigentliche Geburt, zu der unsere Seele hinstrebt." (Betz: 25, 38)
Nachdem einem Menschen wirklich bewusst wurde, dass er mit dem Ist-Zustand unzufrieden ist, gibt es kein Zurück mehr in den geistigen Dämmerzustand. Man ist unglücklich und weiß es jetzt – so ein Mist.
Die berühmte Midlife-Crisis ist ein geeignetes Beispiel, da es aus einer ähnlichen Mischung aus Unzufriedenheit und Panik entsteht, doch führen im beginnenden Erwachungsprozess die typischen Handlungen des in Schrecken versetzten Menschen mittleren Alters nur zu sehr kurzfristigen Glücksgefühlen. Ein flüchtiges Unterdrücken ist unter gewöhnlichen Umständen möglich, aber unter Betrachtung der aktuellen Lage befindet sich die Welt eher in einem Ausnahmezustand als in einer kleinen Midlife-Crisis, und viele Möglichkeiten der Kompensation werden uns genommen – Reisen, Partys, Einkaufen unnützer Dinge, die uns für ein paar Momente die Jugend zurück schwindeln (es sei denn, Amazon führt sie). Man wird also gezwungen, die Angst nicht mit äußeren „Heilmitteln“ auszugleichen, sondern sich mit sich selbst zu beschäftigen, und diese Partnerschaft mit sich selbst ist in vielen Fällen eher unharmonisch und erfordert ein Arrangieren der sich oftmals fremden Personen – des geglaubten und des wahren Ichs.
Nach diesem Aufrütteln beginnt erst das eigentliche Erwachen. Es ist die Einsicht, dass nichts im Außen glücklich machen kann und man beginnt, sich nach innen zu wenden. Du ahnst bestimmt schon die Schwierigkeit dabei. Doch sobald sich der Mensch für diese Möglichkeit geöffnet hat, geht es los.
Der Anfang, das oberflächliche Wegräumen alten Seelenmülls, fällt den meisten Menschen leicht. Doch der schwierige Teil liegt tiefer verborgen im geheimnisvollen Inneren, das uns unbeliebte Erkenntnisse über Selbstbetrug und – noch schlimmer – Selbstverantwortung offenbart.
Vielleicht ist der gewählte berufliche Weg nicht der richtige für uns. Vielleicht sind wir in unserer Partnerschaft oder in unserem Singledasein unglücklich. Vielleicht holen uns Ängste aus der Kindheit ein, die wir nicht noch einmal durchleben wollen. Und niemandem kann man die Schuld dafür zuschieben. Somit werden wir gezwungen, Schmollen und Selbstmitleid aufzugeben und Entscheidungen zu treffen.
Dinge, die wir bisher mit unbeugsamer Sicherheit wussten, werden erschüttert. Anfangs wehren wir uns, schlagen wild um uns und verdammen Menschen und Ansichten aus unserem Leben, die uns dazu bringen könnten, unseren gewohnten und daher liebgewonnenen Frust loszulassen und uns auf das unbekannte Gebiet des Vertrauens, der Furchtlosigkeit und der Zufriedenheit zu begeben.
Es wäre uns lieber, könnten wir uns auf jemanden verlassen, der uns führt und das Denken abnimmt anstatt erwachsen und selbständig zu werden, aber das Erkennen, dass es so jemanden nicht gibt, gehört zum Erwachen dazu. Plötzlich sehen wir hinter die Fassade und es gefällt uns vorerst gar nicht, was sich dort zeigt.
Ein innerer Kampf startet, da wir uns gegen die erschreckende Erkenntnis wehren, bisher der unwissenden Masse gefolgt zu sein. Das kann dauern und uns auf viele Irrwege führen, bis wir endlich dort ankommen, wo wir uns wohlfühlen.
Doch irgendwann wird uns klar: Das eigentliche Leben beginnt erst jetzt. Bisher sind wir schlafgewandelt.
„Wir müssen aufwachen. Wir müssen erkennen, welche Verhaltensmuster und Schachzüge uns verdummen. Das Gegenteil von Dummheit ist nicht Schlauheit, sondern Wachheit.“ (Ferguson: 53)
Jeder Weg ist einzigartig und unterschiedlich lang und intensiv, führt jedoch ans gleiche Ziel. Man tritt in ein neues Bewusstsein ein, durch das sich bisherige Prioritäten verschieben. Dinge werden bemerkt, die man davor nicht wahrgenommen hat und man hört auf, andere zu verurteilen und sich selbst als Opfer zu fühlen.
Wir befinden uns nun mitten im Aufstieg, der die Übergangsphase der alten in die neue Welt repräsentiert. Das Interesse an Macht, Erfolg und Geld tritt immer mehr in den Hintergrund. Das Herz oder die Intuition wird zum Zentrum für Entscheidungen. Schlagwörter, wie Nächsten- und Selbstliebe, Menschlichkeit, Individualität und Freiheit werden immer wichtiger. Es ist nur logisch, dass man mit dieser neugewonnenen Einstellung den derzeitigen Zustand der Welt nicht mehr als sinnvoll empfindet. Die traditionellen Systeme haben in der bisherigen Form ausgedient und werden als überholungsbedürftig erkannt. Und in dem Moment, in dem genug Menschen erwacht sind, um diese Veränderungen auch tatsächlich in Gang zu bringen, beginnt das Goldene Zeitalter.
„Es wird alle Bereiche unseres Lebens verändern (nein, tatsächlich ist diese Veränderung bereits in vollem Gange) – Politik, Wirtschaftsleben und Finanzen, Handel und Industrie, unsere gesellschaftlichen Konventionen und Strukturen, unser Bildungssystem, unsere Religionen und Glaubensüberzeugungen, unsere Sitten und Traditionen – letztlich unsere gesamte Kultur-Geschichte.
Wir können aktiv an der Grunderneuerung der Menschheit mitwirken oder in der Zuschauerrolle verharren – aber wir können sie nicht aufhalten. Und das würden wir auch gar nicht wollen.“ (Walsch: in Kapitel „Können wir uns unterhalten“)
Literatur:
Betz, Robert. Raus aus den alten Schuhen!: So gibst du deinem Leben eine neue Richtung; Heyne-Verlag, 2016
Ferguson, Marilyn. Die sanfte Revolution: Gelebte Visionen für eine menschlichere Welt; Kösel-Verlag, 2007
Walsch, Neale Donald. Der Sturm vor der Ruhe: Gespräch mit der Menschheit; Allegria, 2013
© Danny Lupp / www.himmelsrichtung.net
Das große Erwachen der Menschheit - Teil 1
27.04.2021